Da im Boden gespeicherte Wärme überall auf der Erde vorhanden ist, kann das Potenzial der oberflächennahen Geothermie schwer eingegrenzt werden. Die wichtigsten Einschränkungen stellen das
Vorhandensein oberflächennaher Grundwasserkörper für die Anwendung thermischer Grundwasserbrunnen sowie die verfügbare Fläche zur Errichtung von Erdwärmesonden und Horizontalkollektoren dar.
Genauer gesagt ist das Verhältnis zwischen Wärmebedarf und nutzbare Freifläche für die Errichtung von geothermischen Wärmegewinnungsanlagen von Bedeutung. Große Gebäude mit mehreren Stockwerken
können sich nur selbst mit Erdwärme versorgen, wenn ausreichend Fläche um das Gebäude verfügbar ist. Im Falle eines Neubaus können Erdwärmeanlagen jedoch auch ohne großem Aufwand unter die
Bodenplatte des Gebäudes gelegt werden.
Durch die Verknüpfung verschiedener Gebäude mit unterschiedlichen Heizanforderungen und Freiflächenanteilen in so genannten „Anergie Netzen“ kann der Versorgungsgrad mit Hilfe der
oberflächennahen Geothermie jedoch deutlich gesteigert werden, da Lastenausgleich zwischen den einzelnen Gebäuden erzielt wird. Eine kürzlich in Wien durchgeführte wissenschaftliche Studie ergab
hierbei, dass sogar Wiener Gründerzeitgebäude in dicht besiedelten Arealen vollständig von Gas auf Geothermie umgestellt werden könnten, wenn mehrere Wohnblöcke miteinander über ein Anergienetz
verbunden werden – ein erstes Pilotprojekt hierzu ist in der Geblergasse im 16. Wiener Gemeindebezirk bereits vorhanden (Smart Block Geblergasse).
Weitere Informationen erhalten Sie auf den folgenden Seiten:
https://smartcity.wien.gv.at/site/smart-block-step-ii-wien/
https://www.erdwaerme-wien.info/erdwärme/potenziale/
Die Nutzung der oberflächennahen Geothermie besitzt in Österreich seinen Ursprung in den Erdölkrisen der 1970er Jahre, als nach Ersatztechnologien für teures Heizöl gesucht wurde. Die Nutzung der
oberflächennahen Geothermie ist eng mit der Entwicklung der Wärmepumpe verknüpft. Die erste Phase der Erdwärme Nutzung war von so genannten Direktverdampfer Systemen geprägt – hierbei handelt es
sich um Wärmepumpen, die ohne Zwischenkreislauf mit horizontalen Erdwärmekollektoren kombiniert wurden. Zwischen dem Jahr 2000 und 2010 waren Erdwärmesonden sowie die thermische Nutzung des
Grundwassers die wichtigste Wärmequelle für Wärmepumpen. Seit dem Jahr 2010 ist jedoch die Luftwärmepumpe zum dominierenden System aufgrund der unkomplizierten Genehmigung und Errichtung zur
wichtigsten Quelle von Wärmepumpen in Österreich aufgestiegen. Durch Setzen der richtigen Anreize (effiziente und zeitsparende Genehmigungsverfahren, gezielte Förderungen usw.) ließe sich der
Stellenwert der Erdwärme innerhalb des Wärmepumpenmarkts sicherlich wieder deutlich versbessern.
Die oberflächennahe Geothermie besitzt innerhalb der verschiedenen geothermischen Technologien das größte Anwendungspotenzial in Österreich, da Erdwärme überall in Österreich verfügbar ist und
die Investition von Vielen getätigt werden kann. Der Verein Geothermie Österreich schätzt ein Ausbaupotenzial bis 2040 um das etwa 700 fache des gegenwärtigen Anwendungsumfangs, wenn die
richtigen Anreize für Kleininvestoren (Häuselbauer) aber auch Großinvestoren (Errichter und Betreiber von Anergienetzen) gesetzt werden. Bis 2040 könnten somit 14 TWh Wärme für die Beheizung von
Gebäuden mittels oberflächennaher Geothermie zur Verfügung gestellt werden.
Lesen Sie auch unsere FAQs zur oberflächennahen Geothermie!
Vision 2030 der oberflächennahen Geothermie in Österreich
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