Der Wiener Erdwärmetag 2024 fand heuer als hybrid Veranstaltung am 10.06. an der GeoSphere Austria am Standort Neulinggasse 38, 1030 Wien statt. Dieses Jahr widmete sich der Erdwärmetag dem Thema:
"Planungsinstrumente für den Ausbau der Geothermie“
Um die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung voranzutreiben sind energieeffiziente Lösungen, sowie der intelligente Einsatz erneuerbarer Ressourcen wie der Geothermie von grundlegender Bedeutung. Dabei gibt es eine Vielzahl an Tools wie Informationssysteme, Energieraumpläne oder digitale Zwillinge, die beim Planungsprozess geothermischer Anwendungen als Orientierungs- und Entscheidungshilfe dienen können. Bei der diesjährigen Veranstaltung möchten wir uns daher vor allem mit dem Thema Planungsinstrumente befassen, die für den breiten Ausbau der Geothermie eine wichtige Rolle spielen, und unter anderem den neuen digitalen Geothermie-Atlas vorstellen. Diese Webapplikation liefert einen umfassenden und niederschwelligen Zugang zu Planungsgrundlagen und unterstützt bei der Entscheidungsfindung rund um oberflächennahe Geothermie-Systeme.
Der Wiener Erdwärmetag war heuer eine Kooperation der GeoSphere Austria mit der
Stadt Wien | Energieplanung und dem GTÖ.
Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an veronika.turewicz@geosphere.at.
Unter folgendem Link haben Sie die Möglichkeit die gesamte Veranstaltung nachzuschauen: Wiener Erdwärmetag 2024 - YouTube
Unter folgendem Link können Sie den Geothermie-Atlas abrufen: Geothermie-Atlas
Moderation: Robert Krickl (Verein Geothermie Österreich)
Stadtrat Jürgen Czernohorszky (Stadt Wien), Andreas Schaffhauser (GeoSphere Austria),
Gregor Götzl (Verein Geothermie Österreich)
Die Begrüßung erfolgt durch die VeranstalterInnen. Die Stadt Wien hat die Energiewende bereits eingeläutet. Jetz geht es darum sie Schritt für Schritt umzusetzen. Die zahlreichen Gasheizungen sollen durch klimafreundliche und erneuerbare Alternativen ersetzt werden. Hier kann der Wiener Wärmeplan 2024 helfen. Er stellt dar wo in Wien welche Art der klimafreundlichen Wärmeversorgung zum Einsatz kommen kann. Dabei wird dekarbonisierte Fernwärme eine große Rolle spielen. Überall dort wo Fernwärme nicht hinkommen kann, braucht es Einzellösungen oder lokale Wärmenetze. Dafür ist Erdwärme von ganz besonderer Bedeutung, denn sie ist eine der vielversprechendsten Lösungen der Zukunft. Wien ist was den Bereich Erdwärme betrifft, der Vorreiter in Österreich und somit Vorbild für andere Bundesländer. Die Planung ist ein wesentlicher Teil und der Geothermie-Atlas ein großartiges Instrument um das Erdwärmepotential aufzuzeigen und allen Interessierten eine Erstabschätzung zu ermöglichen.
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Stefan Sattler, Herbert Hemis (Stadt Wien Energieplanung)
Stefan Sattler (Stadt Wien Energieplanung – MA 20) präsentiert zum sechsten Mal in Folge aktuelle Informationen und Projekte aus der Energieplanung der Stadt Wien. Der Gebäudebereich spielt eine wesentliche Rolle um das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen. Aufbauend auf das Konzept „Raus aus Gas - Wiener Wärme und Kälte 2040“, geht es im Programm Raus aus Gas der Stadt Wien, um die Umstellung der städtischen Wärme- und Kälteversorgung auf erneuerbare Energiequellen. Die Initiative "100 Projekte Raus aus Gas" stellt dabei Projekte vor und unterstützt diese, die zeigen wie der Umstieg von Gas auf erneuerbare Heizsysteme gelingen kann. Mithilfe der Wärmenetzförderung 2024/2025 sollen fossile Energiesysteme durch ein Wärmenetz (Anergienetz) auf eine Wärmepumpen-basierte Lösung umgerüstet werden. Durch die Möglichkeit der Einbindung von neuen Gebäuden in das Wärmenetz, soll die Umstellung vereinfacht werden. Herbert Hemis (Stadt Wien Energieplanung – MA 20) stellt als Projektleiter im Anschluss den Wiener Wärmeplan 2040 vor. Hierbei handelt es sich um ein konkretes Zielbild, das zeigt, wie die künftige Wärmeversorgung des gesamten Gebäudebestandes im Jahr 2040 ohne fossile Energieträger aussehen könnte. Der Plan weist drei Überkategorien an Gebieten aus: solche, in denen zentrale Fernwärme die beste Option ist, Gebiete mit guter Eignung für lokale, nachbarschaftliche Wärmenetze sowie Gebiete, in denen sich individuelle klimaneutrale Wärmeversorgung empfiehlt. Neben der Dekarbonisierung der Fernwärme wird Erdwärme – vor allem mittels Erdwärmesonden – in den Gebieten für lokale Wärmenetze und individuellen Lösungen eine zentrale Rolle spielen.
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Stefan Hoyer, Veronika Turewicz (GeoSphere Austria)
Stefan Hoyer (GeoSphere Austria) gibt einen kleinen Überblick über die Markttrends zur Erdwärmenutzung auf Grundlange des Wasserbuchs in Wien. Die Entwicklung der erneuerbaren Wärmeproduktion, sowie die Anzahl der geförderten Wärmepumpen, ist besonders in den letzten Jahren wieder deutlich gestiegen. Eine Auswertung der bewilligten bzw. angezeigten Wasserrechte zu den Erdwärmenutzungen zeigt, dass der Einsatz von Geothermie Anlagen seit 2021 ebenfalls wieder deutlich angestiegen ist. Besonders bei den Erdwärmesonden-Anlagen, die die dominante Nutzungsform darstellen, ist ein deutlicher Zuwachs zu sehen. Bei den thermischen Grundwassernutzungen konnte ein kleiner Anstieg an Anlagen verzeichnet werden und es kamen keine neuen reinen Grundwasser-Kühlwasseranlagen und Anlagen mit Bauteilaktivierung hinzu. Eine Trendanalyse zu den Erdwärmesondentiefen und der Erdwärmesondenfeld-Größe zeigt, dass die durchschnittliche Tiefe, sowie die Anzahl pro Anlage mit den Jahren zugenommen hat.
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www.geosphere.at | stefan.hoyer@geosphere.at, veronika.turewicz@geosphere.at
Anita Angerer, Tobias Müllner (PORR Bau GmbH)
Tobias Müllner (PORR Bau GmbH) stellt das Projekt Leopoldquartier vor, das sich im 2. Wiener Gemeindebezirk befindet. Es ist ein Projekt der UBM Development Österreich GmbH und seit 2019 in Planung. Es besteht aus 5 Baufeldern mit den Nutzungen Büro, Supermarkt, Gewerbe, Wohnen und Hotel, und soll in einer Holz-Hybrid-Bauweise entstehen. Für die Energieversorgung ist eine Photovoltaik-Anlage mit 425 kW Peak und eine oberflächennahe Geothermie-Anlage mit thermischer Grundwassernutzung und Erdwärmesonden geplant. Die Energie stammt somit zu 100 % aus erneuerbaren Quellen. Für die thermische Grundwassernutzung wurden 3 Brunnenpaare mit insgesamt 30 l/s errichtet. Das Sondenfeld besteht aus 192 Erdwärmesonden mit je 150 m Tiefe. Um die mögliche Beeinflussung bestehender Wasserrechte zu untersuchen, wurde eine gekoppelt thermisch-hydraulische Simulation durchgeführt.
Weitere Informationen und Kontakt
www.porr.at | anita.angerer@porr.at, tobias.muellner@porr.at
Markus Leeb, Daniel Heidenthaler (FH Salzburg)
Daniel Heidenthaler (FH Salzburg) leitet den zweiten Block der Veranstaltung ein und stellt das Planungstool SimuDis vor. Hierbei handelt es sich um ein Tool zur Bestimmung des
Wärmelastgangs von Gebäuden und Quartieren. Das Simulationstool wurde in einem Forschungsprojekt entwickelt und kann zur Unterstützung bei der Planung von Geothermie-Anlagen dienen. Die wichtigsten
Eingangsdaten sind hierbei Energieausweisdaten, die aufgrund ihrer Datenverfügbarkeit, Datenaktualität, des Detailierungsgrades und der Übertragbarkeit einige Vorteile bei der Methodik mit sich
bringen. In einem automatisierten Prozess sollen Simulationsmodelle für einzelne Gebäude bis zu ganzen Gebieten erstellt werden. Eine Validierung der Simulationsergebnisse mit verschiedenen Messdaten
hat gezeigt, dass die Genauigkeit der Simulation mit der Anzahl der Gebäude zunimmt. In weiteren Projekten soll das Tool weiterentwickelt, sowie in eine Co-Simulation eingebunden werden, wo
dynamische Gebäude-, Wärmenetz- und Stromnetzsimulationen miteinander gekoppelt sind.
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https://www.fh-salzburg.ac.at | markus.leeb@fh-salzburg.ac.at, daniel.heidenthaler@fh-salzburg.ac.at
Eszter Buga-Nyéki (GeoSphere Austria)
In diesem Vortrag erläutert Eszter Buga-Nyéki (GeoSphere Austria) wie das Potential von Erdwärmesonden auf Baublockebene unter Berücksichtigung bestehender Flächennutzungen im Auftrag der Abteilung Energieplanung der Stadt Wien (Magistratsabteilung 20) ermittelt wurde. Ziel war es, den Beitrag zur Wärmebedarfsdeckung zu ermitteln und Gebiete zu identifizieren, die überwiegend auf Basis von Erdwärme versorgt werden könnten. Bei Berücksichtigung der Deckung des Wärmebedarfs von 40 % durch Fernwärme, könnte der verbleibende Bedarf drei Mal mit Erdwärmesonden gedeckt werden, ohne Beachtung der räumlichen Verteilung. Der starke Zusammenhang zwischen Deckungsgrad und Bebauungsgrad wurde vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen die Wichtigkeit einer unkomplizierten und kostengünstigen Nutzung des Straßenraums und die Notwendigkeit von Wärmenetzten in den dicht bebauten inneren Bezirken der Stadt. Außerdem wurde auf Unsicherheiten und Einschränkungen hingewiesen, die bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden müssen. Die Ergebnisse des Projekts fließen in die Entwicklung des Wiener Wärmeplans 2040 ein.
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Robert Philipp (TERRA Umwelttechnik)
Robert Philipp (TERRA Umwelttechnik) zeigt anhand von Beispielen auf wie ein niederschwelliger Zugang zu Planungsgrundlagen zwar viele Vorteile mit sich bringen kann, aber auch mit Vorsicht zu betrachten ist. Für Wien gibt es eine Vielzahl an Quellen, die niederschwellige Informationen zur Verfügung stellen. Diese sind oft bundesländerspezifisch und oft ist nicht eindeutig, inwieweit die Informationen vollständig und aktuell sind. Es kann aufgrund unterschiedlicher Methoden auch zu Widersprüchen bei den Quellen kommen. Dennoch können niederschwellige Informationen für AuftraggeberInnen als Orientierungs- und Entscheidungshilfe dienen. Für kompetente Fachbüros beschleunigen sie die grundlegende Datensuche und Ersteinschätzung. Dies führt zu schnelleren, besseren und somit günstigeren Machbarkeitsstudien. Niederschwellige Informationen können bei fehlender Erfahrung jedoch auch irreführend sein und zu Fehlbeurteilungen führen. Daher ist wichtig, dass die Anwendung dieser Planungsgrundlagen besonders bei fehlender Erfahrung mit Vorsicht betrachtet wird. Es handelt sich lediglich um Erstabschätzungen, die keine detaillierten Planungen durch kompetente Fachbüros ersetzen.
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Cornelia Steiner (GeoSphere Austria)
Cornelia Steiner (GeoSphere Austria) führt uns in diesem Vortrag auf eine Reise durch den neuen digitalen Geothermie-Atlas, welcher wertvolle Einblicke in das Energiepotential von Erdwärmesonden und thermischer Grundwassernutzung gibt. Das Forschungsprojekt Green Energy Lab - Spatial Energy Planning, das unter anderem von der Stadt Wien mit Beteiligung der GeoSphere Austria durchgeführt wurde, lieferte hierfür die Grundlage. Geothermisch relevante Geodaten lassen sich flächig und für bestimmte Standorte anzeigen. Außerdem ist eine Berechnung des Heiz- und Kühlpotentials auf Grundstücksebene möglich. Die Applikation richtet sich unter anderem an Private und an Planungsbüros für eine erste Abschätzung des Energiepotentials und liefert einen umfassenden und niederschwelligen Zugang zu Planungsgrundlagen für FachexpertInnen. Derzeit ist der Geothermie-Atlas noch auf Wien beschränkt, soll jedoch in weiterer Folge ein bundesweites webbasiertes Informationssystem für die oberflächennahe Geothermie darstellen.
Unter folgendem Link können Sie den Geothermie-Atlas abrufen: Geothermie-Atlas
Weitere Informationen und Kontakt
Stefan Sattler, Herbert Hemis (Stadt Wien Energieplanung), Stefan Hoyer (GeoSphere Austria), Tobias Müllner (PORR Bau GmbH), Daniel Heidenthaler (FH Salzburg), Eszter Buga-Nyéki (GeoSphere Austria), Robert Philipp (TERRA Umwelttechnik), Cornelia Steiner (GeoSphere Austria)
Zum Abschluss der Veranstaltung findet mit allen Vortragenden eine offene Diskussion statt, wo Fragen beantwortet werden können.
Moderation: Robert Krickl (Verein Geothermie Österreich)